2022 / Kamera / Aktuelle Kurzformate

Jan Mammey

Kamera für "Lieber verstrahlt als im Krieg? Neuanfang in Tschernobyl." (Aktuelle Kurzformate)

Inhalt
Seit Ausbruch des Kriegs in der Ostukraine sind circa 1,5 Millionen Menschen aus den selbsternannten Republiken Donezk und Lugansk in andere Landesteile geflohen. Einige ließen sich sogar nahe Tschernobyl nieder. 2014 sind sie mit ihrer Familie vor dem Krieg in der Ostukraine geflohen: Wadym aus dem Gebiet Donezk und Jurij aus dem Gebiet Luhansk. Auf der Suche nach einer neuen Existenz verschlug es beide ausgerechnet an jenen Ort der Ukraine, den die meisten anderen Menschen seit dem Jahr 1986 meiden: die Fallout-Region um Tschernobyl. Doch die unsichtbare Gefahr der radioaktiven Strahlung, meinen sie, sei immer noch besser als die unmittelbare Bedrohung durch den Krieg.

Begründung der Jury
Mit seiner Kamera kreiert er Bilder, die der Geschichte dienen, aber in jeder Einstellung auch von Gefühlen künden, die nicht in Worte zu fassen sind. Die Bilder sind emotional, aber nie gefühlig. Ihre Kontraste sind scharf, wie jene unsichtbaren Trennlinien, die durch das verseuchte Land verlaufen. Mammey arbeitet mit einer durchgängigen Lichtstimmung, sucht das Gegenlicht, findet ein dunkles Strahlen, aus dem er Silhouetten schneidet, die zu Menschen und berührenden Geschichten werden. Seine Bilder haben fotografische Qualität, seine Einstellungen szenische Tiefe. Er schafft Bilder der Fülle, die immer einen klaren Fokus haben, oft einen Rahmen im Bild setzen und eine erzählerische Einheit schaffen, die sich tief in das Bewusstsein und die Erinnerung der Betrachter einbrennt. Jan Mammey beweist in einer Zeit der hastigen Bilder, dass „Aktuelle Kurzformate“ filmische Meisterwerke sein können.

Infos zum Film
Regie: Katrin Molnár
Schnitt: Tobias Hohensee
Produktion: MDR, Arte
Redaktion: Bettina Rudolph, Ulrike Biehounek