2001 / Schnitt / Schnitt lang

Diana Kischkel

Schnitt für "Angst von 0-10" (Nichtszenisch)

Inhalt

„Wie hoch ist Ihre Angst?“ Null bedeutet Entspanntheit und 10 absolute Panik oder Todesangst. Begleitet von einer Psychologin konfrontiert sich eine der jährlich 230 PatientInnen der Christoph-Dornier-Klinik in Münster einer alltäglichen Situation: einer Fahrt mit dem Bus. Für die Frau, die jahrelang nichts mehr allein gemacht hat, wird das Warten an der Bushaltestelle zur Tortur, doch Durchhalten verspricht Heilung. Die dokumentarische Beobachtung ist ein Protokoll der Angst. Die Konfrontations-Therapie ist die härteste, aber auch die erfolgreichste Behandlung bei Angststörungen.

Begründung der Jury

Ausgangspunkt: Der Therapieversuch an einer vermutlich klaustrophobischen jungen Frau, die außerstande ist, es in geschlossenen und außerdem fahrenden öffentlichen Verkehrsmitteln auszuhalten. Also eine Art Flugangst zu ebener Erde mit Symptomen wie Herzjagen und Schweißausbrüchen. Beachtenswert, wie das Kamera- und Ton-Team geschmacksicher mit dem beengten Raum- und problematischen Lichtverhältnissen zurecht gekommen ist ( vom bewegten Fahrzeug Omnibus einmal abgesehen). Dabei gelang es dem Team mit Regisseur Volker Anding, Dezenz und Respekt gegenüber der Patientin ebenso wie gegenüber der Therapeutin ohne Betroffenheits-Tremolo zu wahren. In der unaufdringlichen, fließenden Montage wurde zudem ein Neugier-Voyeurismus der mitfahrenden Passagiere gegenüber den Dreharbeiten und der verängstigten Probandin souverän vernachlässigt. Die Laudatio hielt Gerd Ruge.

Infos zum Film

Kamera: Jürgen Dahlhoff, Produzent: WDR, Enno Hungerland